die Manufaktur

Die industrielle Revolution macht aus Deutschland die drittgrößte Industrienation der Welt. Und in Suhl werden aus Handwerksbetrieben Manufakturen und später Waffenfabriken: Am beispiellosen Aufbruch der Volkswirtschaften um die vorvergangene Jahrhundertwende möchten auch die Brüder Merkel teilhaben. Albert Oskar, Gebhard und Karl Paul Merkel entstammen einer Dynastie von Graveuren, Schäftern und Büchsenmachern – und einer Familie, reich an Kindern. Alle elf Söhne der Familie finden ihren Weg in die Büchsenmacherkunst. Albert Oskar und Gebhard Merkel sind Büchsenmachermeister. Karl Paul Merkel schließt sich ihnen als Schäftermeister an – sie gründen eine Handelsgesellschaft „zum Zwecke der gemeinschaftlichen Fabrikation von Schusswaffen und sonstigen Artikeln“. Die Gesellschaft nimmt am 1. September 1898 im zweiten Stadtbezirk ihre Arbeit auf: Es beginnt eine Entwicklung, die auch in der an Büchsenmacher-Karrieren reichen Stadt Suhl als bemerkenswert gelten kann. Zur Gründungszeit der Firma steht in der alten Waffenstadt die Fertigung von Jagd-, Sport- und Luxuswaffen hoch im Kurs. Diese sind mechanisch aufwendiger konstruiert und technisch variantenreicher als die Militärgewehre. Merkel hat sich zu allen Zeiten dem „feinen Gewehr“ verschrieben, selbst zu Kriegszeiten allenfalls Teile der militärischen Produktion zugeliefert.

Während die beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts aus mancher Büchsenmacherei ein Industrieunternehmen machen, bringt es Merkel im Krieg auf kaum mehr als 350 Mitarbeiter. Stattdessen verliert das stark exportorientierte Unternehmen immer wieder seine wichtigen Auslandsmärkte. Die Merkels setzen zu Anbeginn vor allem auf Innovation: Das Bockgewehr mit den beiden übereinanderliegenden Läufen kommt aus Suhl und Merkel trägt den „Bock“ als Marke ein. Vor allem mit diesen Gewehren revolutioniert Merkel das sportliche und jagdliche Schießen.

Das Buch des Büchsenmachers

Die Werkstatt-Tagebücher des Gebhard Merkel dokumentieren wie kaum ein anderes Dokument der Gründerzeit Arbeit und Ideen der Brüder Merkel. Minutiös listet der große Büchsenmacher darin die Produktion, die Probleme und die Lösungen des Alltags auf. Der geniale Trick des Gebhard Merkel: Mit einem Stempelkissen schwärzt er Gewehrläufe, Bugfedern und Schlossteile – und stempelt ihren Schnitt so 1:1 in die Kladde. Die Werkstattbücher sind heute in Besitz von Nachfahren der Merkel-Brüder – wir danken für die Überlassung der Faksimiles.

Die Geburtsurkunden

Das Archiv der Merkel Manufaktur beherbergt Gewehrkarten aus elf Jahrzehnten – es sind die Geburtsurkunden unserer handwerklich gefertigten Gewehre. Detailliert werden darauf die Ausführungen, Kaliber, Stähle, Schäfte, Varianten, Montagen und Gravuren beschrieben – das Dokument dient als Laufkarte durch die Produktion und schließlich als Testat des Ursprungszustands für eine spätere Wartung des Jagdgewehrs. Viele dieser Dokumente gingen nach dem Krieg und in den Wirren der Wendezeit verloren.

Zwischen den Kriegen

Der Erste Weltkrieg wirft Merkel in wirtschaftlicher Hinsicht weit zurück. Die Merkel‘sche Ästhetik ist nicht gefragt auf den Schlachtfeldern. Das Unternehmen – bekannt für luxuriöse und perfekt ausbalancierte Jagdgewehre – verliert viele Auslandsmärkte. Trotzdem werden Merkel Gewehre schon kurz nach dem Krieg wieder in 28 Länder weltweit exportiert, auch wenn sich das Unternehmen erst 1924 weitgehend von den Kriegsfolgen erholt. Im Jahre 1931 meldet dann Merkel eine Schutzmarke an: Für Jagd- und Sportwaffen bleibt der Begriff „Bock“ künftig den Merkels vorbehalten. 1933 stirbt der geniale Konstrukteur Gebhard Merkel. Es bleibt ihm nicht vergönnt, einen der größten Triumphe des Unternehmens mitzuerleben: 1937 wird Merkel für sein Jagdwaffensortiment der „Grand Prix“ der Weltausstellung in Paris verliehen. Die Weltschau steht unter dem Motto „Künste und Technik, angewendet im modernen Leben“ und ehrt die Ästhetik der Merkel-Produktpalette. 1938 tritt die zweite Generation an: Der kaufmännisch versierte Adolf Schade, Schwiegersohn von Karl-Paul Merkel, und Ernst Merkel übernehmen die Geschäftsführung der Firma. Der Grand Prix beflügelt das Export-Geschäft. In den Auftragsbüchern des Unternehmens finden sich die Namen gekrönter Häupter, Diplomaten, Maharajas und Industriemagnaten. Ebenso haben berühmte Großwildjäger und Forscher bei Merkel in Suhl ihre Gewehre geordert. Selbst Box-Weltmeister Max Schmeling vertraut bei Jagdgewehren auf die Marke Merkel.

Krieg und Nachkriegszeit

Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges betreibt das Unternehmen eigene Vertriebsniederlassungen in vielen Ländern dieser Welt. Von Argentinien über Bessarabien, Frankreich, Griechenland, Norwegen, Rumänien, Spanien bis in die Vereinigten Staaten spannt sich das Absatzgeflecht von Merkel. Es wird erneut durch den Zweiten Krieg zerrissen. Jagdgewehre spielen in der Kriegsproduktion ab 1939 eine untergeordnete Rolle. Merkel wird Teilelieferant für Vergasermotoren, Karabiner und Entfernungsmesser – und hat in Spitzenzeiten 350 Beschäftigte. Selbst in ganz und gar bildungsfeindlichen Kriegszeiten kommt aus dem Hause Merkel die Initiative, die Berufsbilder rund um den Büchsenmacher neu zu ordnen und damit die Fortsetzung der handwerklichen Büchsenmacherei zu sichern.

Der Krieg endet in Suhl am 3. April 1945 um 8.30 Uhr morgens – nur Merkel bleibt unter den Fabriken der Stadt von der Demontage verschont. Der gute Ruf der edlen Jagdgewehre hat Merkel vor diesem Schicksal bewahrt – die Suhler und ihr für diese Zeit moderner Maschinenpark bleiben vereint. Schon Ende 1945 werden wieder Jagdgewehre hergestellt, fast 700 Stück gehen bis 1947 als Reparationsleistungen in den Osten. Merkel entwickelt sich zu einem Vorzeigebetrieb der Deutschen Demokratischen Republik.

1948 folgt die Enteignung der Gründerfamilien – die Nachfahren der Merkels verlieren unter unseligen Bedingungen alles an den Sozialismus, was die Brüder aufgebaut und die zweite Generation vermehrt hat. 1952 beschäftigt das volkseigene Unternehmen in der Jagdwaffenfertigung schon wieder 200 Mitarbeiter. Die Firma wird in ein Kombinat integriert, die Marke und ihre Produkte aber bleiben eigenständig. 1953 verehrt die Staatsführung der DDR je ein Merkel Jagdgewehr den beiden mächtigsten Männern dieser Zeit: Dwight D. Eisenhower und Nikita S. Chruschtschow. Und 1963 freut sich der erste Mensch im All, der Kosmonaut Juri Gagarin, über einen Merkel-Drilling.

Die Zeit der DDR und die Wende

Der Arbeiter- und Bauernstaat pflegt seine Exportschlager: In den 70er- Jahren wird ein Luxuswaffen-Sortiment entwickelt, das weltweiten Absatz findet. Illustre Persönlichkeiten finden sich in den Archiven mit den Waffenkarten – darunter Namen wie Gamal Abdel Nasser, Josip Broz Tito und Mao Tsetung. Auch Franz Josef Strauß, bayerischer Ministerpräsident und begeisterter Jäger, orderte seine Gewehre in Suhl. Zwischen 1945 und 1987 werden allein 150.000 Merkel Bockgewehre hergestellt. Die DDR feiert die erfolgreichen Merkel-Gewehre mit einem Satz Sonderbriefmarken. Mit dem Aufblühen der Jagd- und Sportwaffenproduktion nach dem Krieg wird Suhl mehr und mehr auch ein Zentrum des Sportschießens. Rund 100.000 Besucher kommen 1986 zur Weltmeisterschaft nach Thüringen. Die Stadt mit der langen Waffentradition ist einige Tage lang das unangefochtene Zentrum des Schießsports der Welt. Der Präsident des Welt-Schützenverbandes, der Mexikaner Olegario Vázquez Raña, lässt sich dabei in der Begeisterung über die Merkel Produktpalette zu der Äußerung hinreißen: „Ich glaube, das sind die perfektesten Jagdwaffen der Welt.“ Die Merkel Bockdoppelflinte sei „geradezu die Königin der Jagdwaffen“. Der Mann muss es wissen – er war nicht nur der oberste Schützen-Funktionär, vor allem als praktizierender Kunstschütze war Vázquez Raña weltbekannt. Zwischen 1954 und 1989 erringen Sportschützen mit Merkel-Gewehren 45 Titel bei Welt- und Europameisterschaften.

1989 kommt das Ende der Deutschen Demokratischen Republik – die Revolution kommt von unten. Sie ist beispiellos mutig und beispiellos unblutig. Mit der Parole „Wir sind das Volk“ befreien sich die Menschen in der DDR von den Machthabern. Die Wirren der Wendezeit sind beachtlich – viele Arbeitsplätze gehen in Suhl verloren. Immerhin: Noch ist das Suhler Kombinat der vermutlich größte Jagdwaffenproduzent Europas. Hier werden die begehrten Merkel Gewehre gefertigt – allerdings sind sie auf dem technischen Niveau der 50er-Jahre.

Der technologische Umbruch

Unsichere Eigentumsverhältnisse begleiten Merkel bis zur Jahrtausendwende – dann fasst die Traditionsmarke wieder Tritt. Investoren geben den Rückhalt, der den Grundstein für neue Produkte und die Fortführung der Suhler Büchsenmacher-Tradition legt. In der Zeit des Umbruchs wurde klar: Es gibt keine Zukunft ohne die Pflege der Werte der Vergangenheit. Es gibt keine industrielle Präzision ohne das handwerkliche Wissen. Merkel war, ist und bleibt ein großer Förderer der unterschiedlichen Berufsbilder der Büchsenmacherkunst – weil das Unternehmen seine Wurzeln und Fertigkeiten kennt, braucht – und pflegt. Merkel ist sich des Erbes der Suhler Büchsenmacher bewusst. Der letzte große Hersteller der alten Waffenstadt versteht sich auch heute noch als Manufaktur im Sinne der Brüder Merkel. Die Merkels waren Kinder der industriellen Revolution – und haben es verstanden, diesen ungeheuren Technologiesprung zu meistern. Trotz der damals modernen Maschinen haben sie ihren Gewehren ihren individuellen und handwerklichen Charakter bewahrt. Schon Mitte der 1990er-Jahre wurde das gesamte Sortiment an Merkel Jagdgewehren einem behutsamen Reengineering unterzogen. Wo technischer Fortschritt der Sicherheit des Schützen dient, wurde er genutzt. Wo Spitzentechnologie die Präzision und Lebensdauer eines Gewehrs verbessert, wurde sie angewandt.

Eine Merkel 303 von 1924 unterscheidet sich optisch nur in Details von einer modernen 303 Bockdoppelflinte. Und 1924 wie heute war und ist dieses einmalige Jagdgewehr technologisch auf dem neuesten Stand. Die Marke Merkel wird seit Anbeginn geprägt von handwerklich ausgebildeten Spezialisten. Von Mitarbeitern, die es verstehen, nur mit einfachem Werkzeug und ohne Maschinen ein Gewehrschloss zu fertigen. Und das, obwohl sie auch mit computergesteuerten Maschinen und modernsten Oberflächenvergütungsanlagen umzugehen wissen: Technologie aus Tradition.

Merkel heute

Merkel produziert ausschließlich in Suhl – den Standort verstehen wir als Qualitätsversprechen, das in vielen Ländern dieser Welt Gültigkeit besitzt. Die Suhler Fabrik ist eine ungewöhnliche Verbindung von Jagdgewehr-Manufaktur und Hightech-Schmiede. Merkel verbindet hier traditionelle handwerkliche Fertigungsmethoden von Jagdgewehren mit höchsten Ansprüchen an Qualität und Sicherheit – und das bei einer heutzutage ungewöhnlichen Fertigungstiefe vom kalt geschmiedeten Lauf bis zur handwerklichen Gravur. Bei jedem Teil eines Merkel Gewehrs wird sorgfältig aus Sicht des Kunden abgewogen, ob es handwerklich gefertigt wird oder maschinell produziert werden kann. Merkel exportiert heute in über 40 Länder dieser Welt und beschäftigt mehr als 120 Mitarbeiter – allesamt hoch qualifizierte Fachleute. Oft stammen sie aus Familien, die seit Generationen im Büchsenmacherhandwerk tätig sind. Sie bringen uns das Fertigungsgeschick und das Wissen um ungewöhnliche Lösungen. Merkel Mitarbeiter definieren sich und ihre Arbeit aus der langen Tradition der Suhler Waffenschmiede.

Wichtiger Hinweis: Waffen und Munition fallen in der Schweiz unter das Waffengesetz und dürfen nur über Händler mit einer entsprechenden Bewilligung verkauft werden. Sämtliche Shopseiten von TheHunter die unter diese Kategorie fallen, werden durch unseren Partner P4G GmbH in Bassersdorf betrieben und abgewickelt.

Die industrielle Revolution macht aus Deutschland die drittgrößte Industrienation der Welt. Und in Suhl werden aus Handwerksbetrieben Manufakturen und später Waffenfabriken: Am beispiellosen... mehr erfahren »
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die Manufaktur

Die industrielle Revolution macht aus Deutschland die drittgrößte Industrienation der Welt. Und in Suhl werden aus Handwerksbetrieben Manufakturen und später Waffenfabriken: Am beispiellosen Aufbruch der Volkswirtschaften um die vorvergangene Jahrhundertwende möchten auch die Brüder Merkel teilhaben. Albert Oskar, Gebhard und Karl Paul Merkel entstammen einer Dynastie von Graveuren, Schäftern und Büchsenmachern – und einer Familie, reich an Kindern. Alle elf Söhne der Familie finden ihren Weg in die Büchsenmacherkunst. Albert Oskar und Gebhard Merkel sind Büchsenmachermeister. Karl Paul Merkel schließt sich ihnen als Schäftermeister an – sie gründen eine Handelsgesellschaft „zum Zwecke der gemeinschaftlichen Fabrikation von Schusswaffen und sonstigen Artikeln“. Die Gesellschaft nimmt am 1. September 1898 im zweiten Stadtbezirk ihre Arbeit auf: Es beginnt eine Entwicklung, die auch in der an Büchsenmacher-Karrieren reichen Stadt Suhl als bemerkenswert gelten kann. Zur Gründungszeit der Firma steht in der alten Waffenstadt die Fertigung von Jagd-, Sport- und Luxuswaffen hoch im Kurs. Diese sind mechanisch aufwendiger konstruiert und technisch variantenreicher als die Militärgewehre. Merkel hat sich zu allen Zeiten dem „feinen Gewehr“ verschrieben, selbst zu Kriegszeiten allenfalls Teile der militärischen Produktion zugeliefert.

Während die beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts aus mancher Büchsenmacherei ein Industrieunternehmen machen, bringt es Merkel im Krieg auf kaum mehr als 350 Mitarbeiter. Stattdessen verliert das stark exportorientierte Unternehmen immer wieder seine wichtigen Auslandsmärkte. Die Merkels setzen zu Anbeginn vor allem auf Innovation: Das Bockgewehr mit den beiden übereinanderliegenden Läufen kommt aus Suhl und Merkel trägt den „Bock“ als Marke ein. Vor allem mit diesen Gewehren revolutioniert Merkel das sportliche und jagdliche Schießen.

Das Buch des Büchsenmachers

Die Werkstatt-Tagebücher des Gebhard Merkel dokumentieren wie kaum ein anderes Dokument der Gründerzeit Arbeit und Ideen der Brüder Merkel. Minutiös listet der große Büchsenmacher darin die Produktion, die Probleme und die Lösungen des Alltags auf. Der geniale Trick des Gebhard Merkel: Mit einem Stempelkissen schwärzt er Gewehrläufe, Bugfedern und Schlossteile – und stempelt ihren Schnitt so 1:1 in die Kladde. Die Werkstattbücher sind heute in Besitz von Nachfahren der Merkel-Brüder – wir danken für die Überlassung der Faksimiles.

Die Geburtsurkunden

Das Archiv der Merkel Manufaktur beherbergt Gewehrkarten aus elf Jahrzehnten – es sind die Geburtsurkunden unserer handwerklich gefertigten Gewehre. Detailliert werden darauf die Ausführungen, Kaliber, Stähle, Schäfte, Varianten, Montagen und Gravuren beschrieben – das Dokument dient als Laufkarte durch die Produktion und schließlich als Testat des Ursprungszustands für eine spätere Wartung des Jagdgewehrs. Viele dieser Dokumente gingen nach dem Krieg und in den Wirren der Wendezeit verloren.

Zwischen den Kriegen

Der Erste Weltkrieg wirft Merkel in wirtschaftlicher Hinsicht weit zurück. Die Merkel‘sche Ästhetik ist nicht gefragt auf den Schlachtfeldern. Das Unternehmen – bekannt für luxuriöse und perfekt ausbalancierte Jagdgewehre – verliert viele Auslandsmärkte. Trotzdem werden Merkel Gewehre schon kurz nach dem Krieg wieder in 28 Länder weltweit exportiert, auch wenn sich das Unternehmen erst 1924 weitgehend von den Kriegsfolgen erholt. Im Jahre 1931 meldet dann Merkel eine Schutzmarke an: Für Jagd- und Sportwaffen bleibt der Begriff „Bock“ künftig den Merkels vorbehalten. 1933 stirbt der geniale Konstrukteur Gebhard Merkel. Es bleibt ihm nicht vergönnt, einen der größten Triumphe des Unternehmens mitzuerleben: 1937 wird Merkel für sein Jagdwaffensortiment der „Grand Prix“ der Weltausstellung in Paris verliehen. Die Weltschau steht unter dem Motto „Künste und Technik, angewendet im modernen Leben“ und ehrt die Ästhetik der Merkel-Produktpalette. 1938 tritt die zweite Generation an: Der kaufmännisch versierte Adolf Schade, Schwiegersohn von Karl-Paul Merkel, und Ernst Merkel übernehmen die Geschäftsführung der Firma. Der Grand Prix beflügelt das Export-Geschäft. In den Auftragsbüchern des Unternehmens finden sich die Namen gekrönter Häupter, Diplomaten, Maharajas und Industriemagnaten. Ebenso haben berühmte Großwildjäger und Forscher bei Merkel in Suhl ihre Gewehre geordert. Selbst Box-Weltmeister Max Schmeling vertraut bei Jagdgewehren auf die Marke Merkel.

Krieg und Nachkriegszeit

Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges betreibt das Unternehmen eigene Vertriebsniederlassungen in vielen Ländern dieser Welt. Von Argentinien über Bessarabien, Frankreich, Griechenland, Norwegen, Rumänien, Spanien bis in die Vereinigten Staaten spannt sich das Absatzgeflecht von Merkel. Es wird erneut durch den Zweiten Krieg zerrissen. Jagdgewehre spielen in der Kriegsproduktion ab 1939 eine untergeordnete Rolle. Merkel wird Teilelieferant für Vergasermotoren, Karabiner und Entfernungsmesser – und hat in Spitzenzeiten 350 Beschäftigte. Selbst in ganz und gar bildungsfeindlichen Kriegszeiten kommt aus dem Hause Merkel die Initiative, die Berufsbilder rund um den Büchsenmacher neu zu ordnen und damit die Fortsetzung der handwerklichen Büchsenmacherei zu sichern.

Der Krieg endet in Suhl am 3. April 1945 um 8.30 Uhr morgens – nur Merkel bleibt unter den Fabriken der Stadt von der Demontage verschont. Der gute Ruf der edlen Jagdgewehre hat Merkel vor diesem Schicksal bewahrt – die Suhler und ihr für diese Zeit moderner Maschinenpark bleiben vereint. Schon Ende 1945 werden wieder Jagdgewehre hergestellt, fast 700 Stück gehen bis 1947 als Reparationsleistungen in den Osten. Merkel entwickelt sich zu einem Vorzeigebetrieb der Deutschen Demokratischen Republik.

1948 folgt die Enteignung der Gründerfamilien – die Nachfahren der Merkels verlieren unter unseligen Bedingungen alles an den Sozialismus, was die Brüder aufgebaut und die zweite Generation vermehrt hat. 1952 beschäftigt das volkseigene Unternehmen in der Jagdwaffenfertigung schon wieder 200 Mitarbeiter. Die Firma wird in ein Kombinat integriert, die Marke und ihre Produkte aber bleiben eigenständig. 1953 verehrt die Staatsführung der DDR je ein Merkel Jagdgewehr den beiden mächtigsten Männern dieser Zeit: Dwight D. Eisenhower und Nikita S. Chruschtschow. Und 1963 freut sich der erste Mensch im All, der Kosmonaut Juri Gagarin, über einen Merkel-Drilling.

Die Zeit der DDR und die Wende

Der Arbeiter- und Bauernstaat pflegt seine Exportschlager: In den 70er- Jahren wird ein Luxuswaffen-Sortiment entwickelt, das weltweiten Absatz findet. Illustre Persönlichkeiten finden sich in den Archiven mit den Waffenkarten – darunter Namen wie Gamal Abdel Nasser, Josip Broz Tito und Mao Tsetung. Auch Franz Josef Strauß, bayerischer Ministerpräsident und begeisterter Jäger, orderte seine Gewehre in Suhl. Zwischen 1945 und 1987 werden allein 150.000 Merkel Bockgewehre hergestellt. Die DDR feiert die erfolgreichen Merkel-Gewehre mit einem Satz Sonderbriefmarken. Mit dem Aufblühen der Jagd- und Sportwaffenproduktion nach dem Krieg wird Suhl mehr und mehr auch ein Zentrum des Sportschießens. Rund 100.000 Besucher kommen 1986 zur Weltmeisterschaft nach Thüringen. Die Stadt mit der langen Waffentradition ist einige Tage lang das unangefochtene Zentrum des Schießsports der Welt. Der Präsident des Welt-Schützenverbandes, der Mexikaner Olegario Vázquez Raña, lässt sich dabei in der Begeisterung über die Merkel Produktpalette zu der Äußerung hinreißen: „Ich glaube, das sind die perfektesten Jagdwaffen der Welt.“ Die Merkel Bockdoppelflinte sei „geradezu die Königin der Jagdwaffen“. Der Mann muss es wissen – er war nicht nur der oberste Schützen-Funktionär, vor allem als praktizierender Kunstschütze war Vázquez Raña weltbekannt. Zwischen 1954 und 1989 erringen Sportschützen mit Merkel-Gewehren 45 Titel bei Welt- und Europameisterschaften.

1989 kommt das Ende der Deutschen Demokratischen Republik – die Revolution kommt von unten. Sie ist beispiellos mutig und beispiellos unblutig. Mit der Parole „Wir sind das Volk“ befreien sich die Menschen in der DDR von den Machthabern. Die Wirren der Wendezeit sind beachtlich – viele Arbeitsplätze gehen in Suhl verloren. Immerhin: Noch ist das Suhler Kombinat der vermutlich größte Jagdwaffenproduzent Europas. Hier werden die begehrten Merkel Gewehre gefertigt – allerdings sind sie auf dem technischen Niveau der 50er-Jahre.

Der technologische Umbruch

Unsichere Eigentumsverhältnisse begleiten Merkel bis zur Jahrtausendwende – dann fasst die Traditionsmarke wieder Tritt. Investoren geben den Rückhalt, der den Grundstein für neue Produkte und die Fortführung der Suhler Büchsenmacher-Tradition legt. In der Zeit des Umbruchs wurde klar: Es gibt keine Zukunft ohne die Pflege der Werte der Vergangenheit. Es gibt keine industrielle Präzision ohne das handwerkliche Wissen. Merkel war, ist und bleibt ein großer Förderer der unterschiedlichen Berufsbilder der Büchsenmacherkunst – weil das Unternehmen seine Wurzeln und Fertigkeiten kennt, braucht – und pflegt. Merkel ist sich des Erbes der Suhler Büchsenmacher bewusst. Der letzte große Hersteller der alten Waffenstadt versteht sich auch heute noch als Manufaktur im Sinne der Brüder Merkel. Die Merkels waren Kinder der industriellen Revolution – und haben es verstanden, diesen ungeheuren Technologiesprung zu meistern. Trotz der damals modernen Maschinen haben sie ihren Gewehren ihren individuellen und handwerklichen Charakter bewahrt. Schon Mitte der 1990er-Jahre wurde das gesamte Sortiment an Merkel Jagdgewehren einem behutsamen Reengineering unterzogen. Wo technischer Fortschritt der Sicherheit des Schützen dient, wurde er genutzt. Wo Spitzentechnologie die Präzision und Lebensdauer eines Gewehrs verbessert, wurde sie angewandt.

Eine Merkel 303 von 1924 unterscheidet sich optisch nur in Details von einer modernen 303 Bockdoppelflinte. Und 1924 wie heute war und ist dieses einmalige Jagdgewehr technologisch auf dem neuesten Stand. Die Marke Merkel wird seit Anbeginn geprägt von handwerklich ausgebildeten Spezialisten. Von Mitarbeitern, die es verstehen, nur mit einfachem Werkzeug und ohne Maschinen ein Gewehrschloss zu fertigen. Und das, obwohl sie auch mit computergesteuerten Maschinen und modernsten Oberflächenvergütungsanlagen umzugehen wissen: Technologie aus Tradition.

Merkel heute

Merkel produziert ausschließlich in Suhl – den Standort verstehen wir als Qualitätsversprechen, das in vielen Ländern dieser Welt Gültigkeit besitzt. Die Suhler Fabrik ist eine ungewöhnliche Verbindung von Jagdgewehr-Manufaktur und Hightech-Schmiede. Merkel verbindet hier traditionelle handwerkliche Fertigungsmethoden von Jagdgewehren mit höchsten Ansprüchen an Qualität und Sicherheit – und das bei einer heutzutage ungewöhnlichen Fertigungstiefe vom kalt geschmiedeten Lauf bis zur handwerklichen Gravur. Bei jedem Teil eines Merkel Gewehrs wird sorgfältig aus Sicht des Kunden abgewogen, ob es handwerklich gefertigt wird oder maschinell produziert werden kann. Merkel exportiert heute in über 40 Länder dieser Welt und beschäftigt mehr als 120 Mitarbeiter – allesamt hoch qualifizierte Fachleute. Oft stammen sie aus Familien, die seit Generationen im Büchsenmacherhandwerk tätig sind. Sie bringen uns das Fertigungsgeschick und das Wissen um ungewöhnliche Lösungen. Merkel Mitarbeiter definieren sich und ihre Arbeit aus der langen Tradition der Suhler Waffenschmiede.

Wichtiger Hinweis: Waffen und Munition fallen in der Schweiz unter das Waffengesetz und dürfen nur über Händler mit einer entsprechenden Bewilligung verkauft werden. Sämtliche Shopseiten von TheHunter die unter diese Kategorie fallen, werden durch unseren Partner P4G GmbH in Bassersdorf betrieben und abgewickelt.

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